Das Thema der 9. Woche im Opco11 Microblogging und Microlearning ist ein weiterer sehr zukunftsorientierter Blick auf den Wandel in der Kommunikation und damit auch beim Lernen.
Der Blogeintrag von Gaby Goldberg und insbesondere das darin gepostete Bild (übrigens das Ding wird auch als „Newtons Wiege“ bezeichnet) inspiriert mich zum Thema Microlearning kurz eine etwas andere Perspektive zu reflektieren. Für mich als Physiker ist das Bild mit einem wichtigen Begriff aus der Physik verbunden, nämlich der Impulserhaltungssatz.
Bildquelle. Stellt sich also die Frage: Wie könnte dieses Bild für die Umsetzung von Lehr-/Lernszenarien interpretiert werden? Zur Vereinfachung betrachten wir mal eine eins zu eins Lehr-/Lernsituation, in der der Lehrer dem Lerner einen Impuls gibt (Mikrocontent ggf. mit Frage-/Aufgabenstellung) und Lerner diesen Impuls (es gilt die Impulserhaltung) aufnimmt und anschließend wieder an den Lehrer zurückgibt (idealer Fall: elastischer Stoß).
Diese Wechselwirkung weitergedacht landen wir u.U. beim klassischen Lehr/Lerngespräch, das sowohl in formellen als auch informellen Szenarien stattfinden kann. D.h. aus meiner Sicht muß Microlearning nicht notwendigerweise informell sein. Das Schöne ist, im Idealfall lernen Beide dabei und oftmals ist eine exakte inhaltliche Entwicklung des Szenarios nicht vorhersagbar.
Soweit so gut. Und was ist jetzt das Besondere an Microlearning? Hier kommen jetzt wieder die neuen Möglichkeiten (social media usw.) zum Einsatz. Der Impuls kann asynchron ausgelöst werden und erreicht eine Vielzahl von Beteiligten, die auch wiederum asychron, nach ihrem aktuellen Kenntnisstand beitragen können. Also ein Potenzial, dass Gaby Goldberg als Impuls zur Auslösung einer Kettenreaktion beschreibt, bei der eher das Bild mit den Dominosteinen (Dominoeffekt) zutrifft. Oder gilt hier doch noch die Impulserhaltung?
Eigene Erfahrung: Abgesehen von dem allgegenwärtigen Twitter, das gerade aktuell beim vernetzen Lernen in offenen Lehr-/Lernszenarien äußerst wertvoll ist, haben wir zur internen Kommunikation (Verwaltung und Professoren) an unserer Hochschule ein Mikrobloggingtool im Einsatz: Yammer. Wir haben dafür keine Schulung benötigt bzw angesetzt. Die allgemeine Akzeptanz bei den Benutzern ist schon nach sehr kurzer Zeit enorm hoch. Noch gibt es bei uns keine verbindliche Policy, alles über Yammer abzuwickeln. Ein parallel betriebener interner Blog, als angedachte Alternative, findet nicht annähernd eine vergleichbare Akzeptanz, obwohl hier eine ausführliche Anleitung zur Verfügung steht.
Nicht nur in der Unternehmenskommunikation, sondern auch in unterschiedlichen Lehr-/Lernszenarien (vgl. z.B. Jane Hart) sind noch reichlich Potenziale für den Einsatz von Microlearning und –bloggingtools, die mit zunehmend verbesserter Usability auch eine zunehmend höhere Akzeptanz im Alltag finden werden. Die Frage ob Mikro oder Makro ist nicht so entscheidend, denn viele Mikrobeiträge führen schließlich wieder zu einem Makroergebnis ;-).