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Einem Aufruf zur Blogparade: Hilfe, mein Prof blogt! von Anja Lorenz im Rahmen des ersten Saxon Open Online Course (#SOOC13) folgend, geht es hier um meine individuelle Beantwortung der einfachen Frage: Warum blogt Ihr eigentlich?
Und in der Tat die dort bereits ausgeschlossenen Vorannahmen: „Blogposts werden auf keiner Publikationsliste erwähnt. Blogposts werden bei Anträgen um Drittmittel nicht berücksichtigt. Blogposts werden vielleicht noch nicht einmal von den eigenen Mitarbeitern oder Studenten gelesen.“ sind auch für mich nicht ausschlaggebend.
Informeller Erfahrungsaustausch
Der besondere Reiz des Bloggens liegt vielmehr im informellen Charakter, die eigene Meinung darf hier einfließen, ganz im Gegensatz zum Vorgehen beim wissenschaftlichen Publizieren. Das macht den Erfahrungsaustausch nicht nur persönlicher, sondern in der Regel auch viel unmittelbarer und schneller. Während die Inhalte und Gedanken, die ich mir zu einer Publikation mache meistens zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lange zurück liegen, ist die Aktualität eines Blogs inklusive der Response darauf sehr viel zeitnäher und weil informell meistens auch authentischer.
Vernetztes Lernen schafft Mehrwert
Ich sehe den individuellen Blog als einen persönlichen Knotenpunkt im vernetzten Lernen, ganz im Sinne des konnektivistischen Modells. Ich bekomme unmittelbares Feedback (auch keine Kommentare sind Feedback ;-)), kann themenfokussierte Diskussionen führen und dabei neue Ideen entwickeln. Der Knotenpunkt befähigt mich zur adäquaten Partizipation in „meiner Lern-/Forschungscommunity“ sowie auch in offenen Online Kursen. Die Dialoggruppen sind nicht auf wenige Spezialisten begrenzt, sondern offen für die breite Öffentlichkeit. Die resultierende Vernetzung und damit die Kommunikation erfolgt auf Augenhöhe. Das hat bei mir schon oft zur Erweiterung meines Horizonts geführt und ist für mich ein unschätzbarer Mehrwert.
Wandel hin zur öffentlichen Wissenschaft
Die Entwicklung des Internets von einer rein technischen Kommunikationsplattform hin zu einem sozialen Netzwerk hat unmittelbare Auswirkungen auf die Art und Weise wie sich Wissenschaft austauscht und organisiert. Ich sehe darin eine besondere Chance für Wissenschaftler sich über ihre eigene Wissenschaftscommunity hinaus mit Interessierten aus ganz unterschiedlichen Bereichen auszutauschen. Wissenschaft und Praxis können dadurch viel effektiver zusammengeführt und Barrieren abgebaut werden. Für mich ist z.B. Christian Spannagel ein Vorbild als öffentlicher Wissenschaftler, der mit viel Mut und Geschick die Verbindung von Wissenschaft und Praxis (Schule) insbesondere über seinen Blog als persönlichen Knotenpunkt pflegt. Für mich ein schönes Gefühl, diesen Wandel ein wenig mitgestalten zu können.
Gedanken sortieren, Themen reflektieren
Beim Schreiben, nicht nur eines Blogartikels, sortiere ich meine Gedanken. Während das Denken auditiv ist, kommen beim Schreiben der visuelle und der kinästhetische Kanal hinzu, was bei mir oft die Kreativität fördert. Insofern ist das Schreiben an sich ein für mich ein kreativer Prozess – das Prinzip der Schriftlichkeit fördert die Kreativität, insbesondere mit den vielen Möglichkeiten der Medienintegration durch das Web. Manchmal reicht es deshalb Themen aus anderen Quellen/Blogs zu reflektieren, um sich seiner eigenen Position klarer zu werden.
Myself-Kurator – individueller Wissensspeicher
Sicher gibt es im Web eine ganze Reihe von Tools mit denen ein persönlicher Wissensspeicher einfacher gepflegt werden kann. Für die tägliche Pflege nutze ich zum Beispiel Scoop.it, Learni.st oder Diiego. Die sozialen Netzwerke Twitter, Facebook oder G+ sind mir dafür zu wenig geeignet und ich habe meine Inhalte damit auch ganz aus der Hand gegeben. Vor dem Hintergrund der allgegenwärtig drohenden Informationsüberflutung sehe ich gerade Blogs, die mich persönlich interessieren als eine der wichtigsten moderierten Firewalls, die mir mit ihrer gefilterten Information viel Arbeit abnehmen. Das Zauberwort digital curation oder content curation bezeichnet genau diese Auswahl und individuelle Pflege von Inhalten bestimmter Themenbereiche, häufig in Form eines Blogs – hier sei als Vorbild Jochen Robes angeführt. Im Sinne dieser individuellen Pflege und schnellen Auffindbarkeit macht es mir einfach Spaß mehr oder weniger regelmäßig den eigenen Wissensspeicher zu füllen.
Nach dem Motto in der Kürze liegt die Würze, soweit meine fünf wichtigsten Punkte zu meiner Motivation.