MOOCmania – das Jahr der MOOCs
Als MOOCs noch in den Anfängen und weniger populär waren, gab es noch keine Diversifizierung dieser neuen Art von Kursen. Die Vorstellung darüber, was ein MOOC eigentlich ist wurde in dem schönen Einführungsvideo von D. Cormier verständlich erklärt:
Die Verwendung des Begriffs änderte sich allerdings spätestens seit der Durchführung des Stanford-Kurses für künstliche Intelligenz von S. Thrun und P. Norvig. Dieser war mit ca. 160.000 Teilnehmern wirklich richtig „massive“. Offen im Sinne von jedermann kann teilnehmen und online war er natürlich auch, allerdings im Gegensatz zur ursprünglichen Form fest curricular gesteuert und mit automatisierten Selbsttests organisiert. Also etwas anderes, das mit dem konnektivistischen Ansatz nach S. Downes und G. Siemens nicht mehr viel zu tun hatte.
Das Entscheidende war, dass dieser Kurs den Begriff „MOOC“ äußerst populär machte. Andere amerikanische Hochschulen zogen nach. Für den Stanford Präsidenten J. Hennessy, war klar „What I told my colleagues is there’s a tsunami coming…” und auf dieser Tsunami-Welle sollten ab jetzt mindestens die Elite-Universitäten surfen. Selbst vor der Titelseite des Time Magazins (Ausgabe 10/18/2012, Artikel von A. Ripley) machte die MOOCmania nicht halt:
Und schließlich meint „The New York Times“ (Ausgabe 11/2/2012, Artikel von L. Pappano) dieses Jahr geht als “The year of the MOOCs” in die Bildungsgeschichte ein.
Welche Erwartungen hat der Lernende? xMOOCs vs cMOOCs
M. König stellt in Ihrem Blogbeitrag die simple Frage: „Wann ist ein MOOC ein MOOC?“ und beschreibt, wie Sie in einem sehr klassisch organisierten Stanford MOOC (Designing a New Learning Environment) ein wenig Lust am intrinsisch motivierten Lernen verliert. Vielleicht liegt es an ihrer Erwartungshaltung als echte Selbstlernerin ;-). Vielleicht will der Kurs auch die sicher stark diversifizierte Zielgruppe breiter ansprechen. Nicht jeder Teilnehmer wird dort ein Edupunk sein, also ein echter DIY-Lerner. Inzwischen könne die verschiedenen MOOC-Formate differenziert betrachtet werden, zum Beispiel hier:
Grundsätzlich werden damit auch unterschiedliche Anforderungen an die jeweiligen Teilnehmer gestellt, was wiederum mit unterschiedlichen Erwartungen einhergehen kann. Die Art von MOOCs, die S. Downes, G. Siemens, D. Cormier ursprünglich quasi zur Erprobung des Modells des Konnektivismus ins Leben gerufen haben, passt heute vielfach nicht mehr zur Erwartung der intrinsisch motivierten Selbstlernern oder gar zum ursprünglichen Begriff des MOOC.
So be COOL
J. Wedekind, einer der Veranstalter/Moderatoren des diesjährigen opco12, hat sich ebenfalls zu dieser Frage Gedanken gemacht und schlägt als passenderen Begriff für diese mehr konnektivistischen Onlinekurse das folgende Akronym vor:
COOL für Cooperative Open Online Learning.
Er sieht das entscheidende Merkmal dieser Kursform nicht in der Größe, sondern darin, dass die zeitlich beschränkte Zusammenarbeit der Teilnehmer mit dem Ziel, von- und miteinander zu lernen im Vordergrund steht, ganz im Sinne des konnektivistischen Modells von G. Siemens.
Schade eigentlich, dass S. Downes, den es sicher zu Recht gehörig stört, dass MOOCs mittlerweile eher mit dem Stanford AI-Format assoziiert werden, sich nicht auf diese Idee einließ.
Zur Vertiefung der ursprünglichen Idee empfehle ich den Artikel: „What is the theory that underpins our moocs?“ von G. Siemens.