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Woche 10 (4. – 10. Juli): Gut lernen für die Zukunft? Lernen für eine gute Zukunft? Qualität im lebenslangen Lernen

lebenslanges Lernen

Von wegen Endspurt: Qualität im lebenslangen Lernen (Bildquelle)

Das Thema der 10. Woche des Opco11 ist eine große Herausforderung. Es ist nicht trivial und wohl bislang nur wenig erforscht, insbesondere vor dem Hintergrund des beschleunigten Wandels, in der die Informationstechnologie eine zunehmend wichtigere Rolle einnimmt und die Halbwertszeit des Wissens dramatisch abnimmt. Die Bedeutung von Netzwerken nimmt weiter zu, während die Aktualitätslücke in der Wissensvermittlung immer größer wird. (vgl. G. Siemens)

Vernetztes Lernen fordert mehr Selbstbestimmung und -verantwortung

Auch wenn man den Postulaten des Konnektivismus nicht in allen Punkten zustimmt, so wird sich allein aufgrund der zunehmend vielfältigen Möglichkeiten des vernetzten Lernens die Situation in Hinblick auf lebenslanges Lernen in Zukunft deutlich mehr hin zum selbstgesteuerten bzw. selbstverantworteten Lernen entwickeln. Vor diesem Hintergrund sind die auf der Opco-Seite gestellten Fragen sehr zentral:

  1. Müssen wir jeder und jede für sich selbst in Zukunft die Qualität sichern – da lebenslanges Lernen ja wirklich viel zu vielfältig und verschieden sein kann, um einen allgemeinen Ansatz dazu zu machen?
  2. Oder müssen Bildungsangebote und -anbieter dafür sorgen, dass lebenslanges Lernen dazu passt, was wir brauchen und sich dabei um eine gute Qualität kümmern?
  3. Kann man im Zuge von lebenslangem Lernen noch von einer “objektiven” Bildungsqualität sprechen?

Beteiligte, die sich finden müssen

Die Antworten auf die o.g. Fragen erfordern mindestens zwei Perspektiven, nämlich die des Lerners sowie die des Bildungsanbieters, die man zunächst getrennt betrachten kann, die aber auf keinen Fall ohne Wechselwirkung sind. Muss der selbstbestimmte Lerner in Zukunft seine Lernqualität selber sichern? Musste er das nicht schon immer? Letztlich entscheidet der Lerner selbst über seine Qualitätsdimensionen. Diese könnten vereinfacht zum Beispiel in der Festlegung seines Lernziels liegen, die Lerneffizienz über die eigene Zeitplanung berücksichtigen bis hin zu einem wie auch immer gearteten Budget, was er dafür vorsieht. Ein schönes und ebenso pragmatisches Beispiel beschreibt Jasmin Hamadeh in ihrem Beitrag „Können wir Qualität zu selbstorganisierten Lernprozessen hinzu liefern?“ In diesem Beitrag fließt auch gleich die zweite Perspektive bzw. die Wechselwirkung ein. Die Autorin fordert, “Gib mir Zwang.“ (zeitliche Dimension), „Stand by my side“ (kollaborative Dimension), „Experten her!“ (Fachkompetenz-Dimension), „Ich brauch ein Navi“ (Betreuungs-Dimension). Hier wird die Wechselwirkung zwischen dem Lerner, einer Community of Practice und ggf. einem Bildungsanbieter im Lernprozess beschrieben. So wird nicht nur das Lernen, sondern auch die Qualitätssicherung sehr individuell.

Opco11, ein vorbildliches Beispiel für den Wandel

Wenn in einem solchen laufenden Lehr-/Lern-Prozess (nicht erst nach Abschluss!) im Sinne der Qualitätssicherung nachgesteuert wird, dann ist das insbesondere für den Bildungsanbieter eine große Herausforderung, die in Zukunft aufgrund der medientechnischen Möglichkeiten immer anspruchsvoller wird. Das Opco11-Team hat dies in einigen Situationen vorbildlich, also schön nach klassischem Qualitätssicherungsprinzip (pdca-Zyklus) geschafft. Plan: vgl. Opco11-Website, Do: vielfach vernetzte Beiträge der Teilnehmer und Referenten, Check: Beobachtung verschiedener Feedbackkanäle (sicher mit die größte Herausforderung!), Act: Anpassung z.B. des Konzeptes der Online-Session´s, soweit auch die Experten so flexibel waren.

Die Wechselwirkung macht´s …

Qualität zu bestimmen, bedeutet immer eine Referenz (Qualitätsziele, Standards, Expertenfeedback, usw.) zu haben, mit der man individuelle Qualitätsergebnisse vergleichen kann. So individuell diese Ziele und Ergebnisse auch sind, eine „gewisse Objektivität“ erfordert eine qualifizierte Referenz. Welche Maßstäbe an diese qualifizierte Referenz im Einzelfall zu setzen sind, hängt sicher wieder individuell davon ab, was der Lerner erreichen möchte. Also z. B. für eine Privatpilotenlizenz ist eine Flugschule eine geeignete Referenz, während für einen akademischen Abschluss eine Universität oder Hochschule eine entsprechende Referenz darstellt. Ob damit allerdings “objektive” Bildungsqualität gesichert werden kann? Was ist eigentlich „objektive“ Bildungsqualität?

E-Portfolio als die Chance?

Qualität im lebenslangen Lernen, bedeutet insbesondere Lernergebnisse,-erfolge inklusive der o.g. Bewertung durch eine geeignete Referenz zu dokumentieren. Hier sehe ich die Chance für den Einsatz von E-Portfolios, wie bereits auch an einigen Schulen (z.B. in Hessen) und Hochschulen (z.B. TUHH, JL-Uni Giessen) praktiziert wird. Irre ich mich, oder wäre dieses Instrument nicht gerade für die Qualitätssicherung im Prozess des lebenslangen Lernens quasi prädestiniert? Warum findet dieses Instrument so wenig Verbreitung? Was sind dabei die größten Herausforderungen? Wie sieht es z.B. mit der Portabilität aus? Wie kann der Lerner seine Daten zukunftsorieniert, persönlich sichern?

Weitere Stellungnahmen, Anregungen und Fragen sind im Etherpad zu finden. Wir dürfen auf eine anregende Diskussion in der Online-Session gespannt sein.

#opco11 Kurz, kürzer, micro: Was macht eigentlich noch satt? Microblogging & Microlearning – Impulserhaltung im Microformat?

Das Thema der 9. Woche im Opco11 Microblogging und Microlearning ist ein weiterer sehr zukunftsorientierter Blick auf den Wandel in der Kommunikation und damit auch beim Lernen.

Der Blogeintrag von Gaby Goldberg und insbesondere das darin gepostete Bild (übrigens das Ding wird auch als „Newtons Wiege“ bezeichnet) inspiriert mich zum Thema Microlearning kurz eine etwas andere Perspektive zu reflektieren. Für mich als Physiker ist das Bild mit einem wichtigen Begriff aus der Physik verbunden, nämlich der Impulserhaltungssatz.

ImpulserhaltungBildquelle. Stellt sich also die Frage: Wie könnte dieses Bild für die Umsetzung von Lehr-/Lernszenarien interpretiert werden? Zur Vereinfachung betrachten wir mal eine eins zu eins Lehr-/Lernsituation, in der der Lehrer dem Lerner einen Impuls gibt (Mikrocontent ggf. mit Frage-/Aufgabenstellung) und Lerner diesen Impuls (es gilt die Impulserhaltung) aufnimmt und anschließend wieder an den Lehrer zurückgibt (idealer Fall: elastischer Stoß).

Diese Wechselwirkung weitergedacht landen wir u.U. beim klassischen Lehr/Lerngespräch, das sowohl in formellen als auch informellen Szenarien stattfinden kann. D.h. aus meiner Sicht muß Microlearning nicht notwendigerweise informell sein. Das Schöne ist, im Idealfall lernen Beide dabei und oftmals ist eine exakte inhaltliche Entwicklung des Szenarios nicht vorhersagbar.

Soweit so gut. Und was ist jetzt das Besondere an Microlearning? Hier kommen jetzt wieder die neuen Möglichkeiten (social media usw.) zum Einsatz. Der Impuls kann asynchron ausgelöst werden und erreicht eine Vielzahl von Beteiligten, die auch wiederum asychron, nach ihrem aktuellen Kenntnisstand beitragen können. Also ein Potenzial, dass Gaby Goldberg als Impuls zur Auslösung einer Kettenreaktion beschreibt, bei der eher das Bild mit den Dominosteinen (Dominoeffekt) zutrifft. Oder gilt hier doch noch die Impulserhaltung?

Eigene Erfahrung: Abgesehen von dem allgegenwärtigen Twitter, das gerade aktuell beim vernetzen Lernen in offenen Lehr-/Lernszenarien äußerst wertvoll ist, haben wir zur internen Kommunikation (Verwaltung und Professoren) an unserer Hochschule ein Mikrobloggingtool im Einsatz: Yammer. Wir haben dafür keine Schulung benötigt bzw angesetzt. Die allgemeine Akzeptanz bei den Benutzern ist schon nach sehr kurzer Zeit enorm hoch. Noch gibt es bei uns keine verbindliche Policy, alles über Yammer abzuwickeln. Ein parallel betriebener interner Blog, als angedachte Alternative, findet nicht annähernd eine vergleichbare Akzeptanz, obwohl hier eine ausführliche Anleitung zur Verfügung steht.

Nicht nur in der Unternehmenskommunikation, sondern auch in unterschiedlichen Lehr-/Lernszenarien (vgl. z.B. Jane Hart) sind noch reichlich Potenziale für den Einsatz von Microlearning und –bloggingtools, die mit zunehmend verbesserter Usability auch eine zunehmend höhere Akzeptanz im Alltag finden werden. Die Frage ob Mikro oder Makro ist nicht so entscheidend, denn viele Mikrobeiträge führen schließlich wieder zu einem Makroergebnis ;-).

#Opco11 Lernen kann doch jeder, oder? Über Kompetenzen und Bildung – kurze Reflexion des ITG-Festivals

Öfter mal was Neues: diese Woche im Opco11 ein bekanntes Thema  in einem mehr oder weniger bekannten Format. Was war neu? Die Story, in die das Thema eingebunden war, nämlich ein „ITG-Festival“ oder, ausgeschrieben: „Festival der Informationstechnischen Grundbildung“. Der Festival-Organisator, Christian Spannagel, bekennender „Wave-Gotik-Treffen“-Fan, hat seine Aufgabenstruktur in eine Festival-Struktur mit fünf Konzerten (Dank Lore Reß, wurden es sogar sechs) übertragen und als „Konzertsaal“ jeweils ein Etherpad vorstrukturiert. In einer zugehörigen Audioboo-Ankündigung erläuterte C. Spannagel die Fragestellungen – wo war hier eigentlich die passende Hintergrundmusik?

Asynchron/Synchron: Die Mitarbeit der #opco11 Teilnehmer im Vorfeld war für mich überraschend gut (von wegen 90-9-1), so dass das Wagnis, innerhalb einer halben Stunde Synchronarbeit via Etherpad/EtherpadChat zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen, halbwegs aufgegangen ist. Natürlich bei sechs parallelen Gruppen, gingen die Meinungen über die Qualität dieser Form von Kollaboration stark auseinander. Ein vom Initiator angedachter Wechsel der Konzerte war praktisch in der kurzen Zeit nicht möglich – die Räume waren teilweise voll ausgebucht (free Etherpad=max. 16 User).

Wie im richtigen Leben: Ja, es war ein wenig chaotisch und kaum zu glauben, das Wetter (besser Unwetter) war allgegenwärtig auch im virtuellen Konzert. Beide Moderatoren wetterbedingt verhindert. Adobe Connect Server oder das Netzwerk zu Beginn wenig performant (vielleicht auch Unwetterbedingt?), aber deshalb von einem Reinfall zu berichten, ist wohl eher eine Ausnahme. Nein, ich meine es war ein sehr anspruchsvolles Konzept, dass eine gute Vorbereitung auf beiden Seiten, also auch bei den Teilnehmern erforderte.

Qualitätssicherung: Dass ist das Schöne an einem offenen Kurs, jeder (!) kann sich einbringen und damit die Qualität beeinflussen und damit auch sichern. Insofern kann man zwar über die Eigendynamik der Technik schimpfen, aber was die Inhalte angeht, fasse sich jeder an die eigene Nase, oder?

Überraschung – Chatnutzung im Vergleich zu Audio/Videobeiträgen überwiegt: Obwohl ich Zehnfingertechnik zum Schreiben sehr gut beherrsche, bin ich nicht der hochmotivierte Turbotipper, sondern nutze viel lieber Audio/Videokanäle, wenn vorhanden. Für mich überraschend: in der anschließenden offenen Online-Reflexion via Adobe Connect meldete sich kaum ein Teilnehmer per Wortmeldung, aber im Chat wurde wieder turbogetippt, mit wertvollen Beiträgen! Fehlt hier die technische Ausstattung oder einfach der Mut?

Fazit: Gelernt wurde das meiste asynchron, das synchrone „ITG-Festival“ war ein gelungenes Experiment, etwas knapp in der Zeit bemessen, aber für die Klärung/Diskussion offener Fragen zu den im Vorfeld eingestellten Beiträgen ausreichend. Vielen Dank für die Organisation, das etwas andere Format und vor allem die gute Vorstrukturierung/Vorbereitung an Prof. Dr. Christian Spannagel, den großen Konzertmeister!

#opco11 – Wo wir heute stehen. Nutzungs- und Lernszenarien: Nicht jammern, sondern weiter denken!

Das Thema der 6. Woche habe ich aufgrund der anregenden Diskussion im Anschluss an die gestrige Online-Sesssion mit Rolf Schulmeister um den Nachsatz ergänzt: „Nicht jammern, sondern weiter denken.“ Auslöser für die folgenden Ausführungen (Dialogform) ist ein ausführlicher Beitrag von einem sehr aktiven Teilnehmer Peter Ringeisen, besser bekannt unter dem Namen „Tulgey Wood“, dem ich herzlich dafür danke.

Tulgey Wood: @VolkmarLa Der „Widerspruch“, um den es hier geht (#schulmeister im #opco11 Livestream) resultiert (bei mir und einigen anderen Mitdiskutanten) aus der Enttäuschung über die Reaktion des Referenten.

VolkmarLa: Ja, aus meiner Sicht fehlte eben auch der Blick nach vorne – was ist zu tun, um festgestellten Defizite anzugehen.

Tulgey Wood: Das OpenCourse-Thema lautet „Zukunft des Lernens“. Schulmeisters Resümee (nach ca. 63 Minuten): „Unser System ist doch bankrott“ (das bezieht sich in diesem Kontext zwar speziell auf das Lernverhalten von Studenten vor Prüfungen, ist aber nach meinem Eindruck durchaus auf seine Meinung über weitere Bereiche der Bildungslandschaft übertragbar).

VolkmarLa: Als Hochschullehrer und Befürworter der Bolognaentwicklung sehe ich hier mehr die Enttäuschung eines Bologna-Skeptikers, der, was das Prüfungssystem angeht auch aus meiner Sicht Recht hat und damit ein Systemproblem verurteilt. Obwohl der Ansatz ursprünglich sinnvoll gemeint war (studienbegleitende Prüfungen führen zu mehr Mobilität), so führt dieses Prüfungssystem in der Praxis häufig zu dem erwähnten Bulimielernen (kurz vor der Prüfung alles rein, um es anschließend abhaken zu können). Hier sollten wir Hochschullehrer uns engagierter gegen wehren, damit das System nicht wirklich eines Tages bankrott ist, denn Kompetenzen, Qualifikation und Bildung braucht Nachhaltigkeit.

Tulgey Wood: Ich kann keine Vision erkennen, die mit der „Zukunft des Lernens“ zu tun hätte. – Ich schätze die Erfahrung und die Reputation von Prof. Schulmeister durchaus hoch. Umso betrüblicher erscheint es mir, dass er beinahe ausschließlich darauf abzielt, die Nichtexistenz einer „Net Generation“ zu beweisen. – Geschenkt, Herr Schulmeister! Dass die heutigen Jugendlichen sich nicht wie die Fische im Wasser im Internet bewegen und genau das suchen und finden, was sie auf ihrer Entwicklung als Person im Allgemeinen und als Lernende im Besonderen fördert und zu neuen Erkenntnissen führt, das weiß ich aus der täglichen Erfahrung in einem bayerischen Gymnasium selbst, dazu brauche ich keine dann und dort veröffentlichten empirischen Studien aus Amerika.

VolkmarLa: Wir Praktiker wissen das, aber gerade hierin liegt eine von Schulmeisters zahlreichen wissenschaftlichen Leistungen, eben nicht auf die Vielzahl von populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen insbesondere aus den Staaten, hereinzufallen und diese nicht vorhandene wie auch immer zu bezeichnende „Generation“ als Basis für eine neue Mediendidaktik vorauszusetzen. Die, auch von mir erlebte Realität sieht anders aus und genau das ist aus meiner Sicht der Ansatzpunkt. Aus meiner Sicht fehlt den Lernern und den Lehrern (unabhängig vom Alter beider Gruppen) häufig die entsprechende Medienkompetenz!

Tulgey Wood: Was ich von einem Hochschullehrer zum Thema „Zukunft des Lernens“ hören will, ist, wie wir es anstellen, dass das Internet der Bildung besser nutzbar gemacht wird. – Vielleicht ist das eine falsche Erwartung, weil Schulmeister evtl. mehr Empiriker als Didaktiker ist, dazu kenne ich seine Arbeiten zu wenig. Aber daher rührt die Enttäuschung – aus dem Widerspruch zwischen „Zukunft des Lernens“ und dem Motto „Bleibt von der Kiste weg!“ – Es ist nicht damit getan zu beklagen, die Jugendlichen beherrschten nur mehr „F-shaped scanning“ und könnten nicht mehr lesen. Es geht darum, Aufgabenstellungen zu formulieren, die zum genauen Lesen zwingen, und andere Aufgabenstellungen, für die genau „F-shaped scanning“ die richtige Bearbeitungsmethode ist. Wir wollten Konstruktives hören, nicht Destruktives.

VolkmarLa: Genau meine Meinung – an dieser Stelle mit den zwar enttäuschenden, aber doch vorhandenen Rahmenbedingungen weiter zu denken und die Zukunft des Lernens gestalten. Herrn Schulmeister schätze ich seit vielen Jahren, eben weil er nicht nur ein hervorragender Didaktiker ist, sondern auch etwas von Empirik versteht und als bekennender Skeptiker häufig Fragestellungen annimmt, die eben nicht immer auf ungeteilten Zuspruch treffen. Z.B. die aktuelle Zeitlaststudie, bei der durchaus von Studierenden und Hochschullehrern völlig andere Ergebnisse erwartet wurden. Hier stellt sich die Frage: Wie kommt diese Diskrepanz von „gefühlter“ und gemessener Belastung zustande? Genau an dieser Fragestellung arbeitet Schulmeister u.a. zurzeit – wir dürfen gespannt sein.

VolkmarLa: Zurück zum Ausgangspunkt: Nicht jammern, sondern weiter denken! Was ist vor dem Hintergrund der Aussagen von Schulmeister und zum Beispiel der 90-9-1 Regel zu tun, um mehr geeignete Lehr-/Lernszenarien mit hoher Akzeptanz auf beiden Seiten zu entwickeln? Wie sieht es mit der o.g. Medienkompetenz aus? Wann sollten wir geschützte Lernräume (LMS), wann eher offene Lernräume (social media) einsetzen? Wieviel Strukturierung brauchen solche Lehr-/Lernszenarien? Sollten Lehrer oder Lerner die Strukturierung vornehmen? Wie erwerben Sie die dafür notwendigen Kompetenzen? Brauchen wir an den Hochschulen dezidierte Maßnahmen für e-Bologna? …

Fragen über Fragen, die aber reichlichen Chancen bieten! Nochmals vielen Dank an meinen Dialogpartner Tulgey Wood.  Ich freue mich auf Ihre Fragen, Anregungen und Kommentare.

#opco11 – Lieblings-"Learning App"

Aufgabe der 5. Woche des Open Course „Zukunft des Lernens“: Wenn Sie ein iPhone oder ein anderes Smartphone besitzen: Stellen Sie Ihre Lieblings-”Learning App” vor. Beschreiben Sie, wie sie diese App als Lernwerkzeug (im weitesten Sinne) nutzen.

Auch wenn die Aufgabe lautet, die eine Lieblings-„Learning-App“ vorzustellen, möchte ich an dieser Stelle zwei davon vorstellen. Eine für das wirklich gewollte, formelle Lernen, bei dem ich ganz konkret auf eine gewisse Aufgabenstellung hin nach etwas suche und dies verarbeite. Und eine für das informelle Lernen, welches sich nicht unbedingt in einen bestimmten Rahmen pressen lässt, sondern eher nebenbei passiert. Dabei beziehen sich die folgenden Ausführungen auf die Nutzung mit iPhone und iPad.

Zunächst also meine Lieblings-„Learning App“ für das formelle Lernen. Hier nutze ich sehr gerne „Papers„, welches ich bereits in der Aufzählung meiner Top 10 Learning Tools in der 3. opco11-Woche vorgestellt hatte. Dabei handelt es sich um eine App mit der es möglich ist, über verschiedene wissenschaftliche Suchmaschinen nach den unterschiedlichsten Papern zu suchen. Der Vorteil dabei ist, dass die App sowohl auf dem iPhone und dem iPad, als auch für den Mac verfügbar ist und dabei auch eine Synchronisationsmöglichkeit mitbringt, um alle Programm-Variationen immer auf dem gleichen Stand halten zu können. Mit Papers baue ich mir meine ganz eigene wissenschaftliche Bibliothek bestehend aus den aus dem Internet abgerufenen Papern auf. Dabei kann man entscheiden, ob die App einfach nur einen Link auf das Paper speichert, oder aber das Paper selbst, um es jederzeit auch offline abrufbereit zu haben. Bei meiner Suche nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen führt mein Weg bereits seit einiger Zeit zunächst immer über Papers. Habe ich etwas interessantes gefunden, speichere ich in der Regel gleich das komplette Paper, meist in PDF-Form und synchronisiere alle meine Geräte. So habe ich auch unterwegs jederzeit Zugriff auf die Dokumente. Schön ist dabei auch, dass man auf dem iPad auch Inhalte markieren und Notizen in den PDFs hinterlegen kann. Zudem hat man vielfältige Möglichkeiten, die Paper zu kategorisieren, abzulegen oder nach Inhalten in ihnen zu suchen.

Im informellen Rahmen stellt sich natürlich zunächst einmal wieder die Frage, wie man „Lernen“ definiert. Da ich hierauf aber bereits in den Beiträgen zu den anderen Fragestellungen (Top 10 Learning Tools und Personal Learning Environment) eingegangen bin, baue ich an dieser Stelle einfach einmal darauf auf und beziehe mich auf das informelle Lernen, welches sich für mich durch das Abonnieren und Konsumieren von RSS-Feeds ergibt. Alle meine RSS-Feeds sammle ich bei Google Reader, wodurch sich der entscheidende Vorteil ergibt, dass ich bei der Nutzung verschiedener Endgeräte die Feeds jederzeit synchronisiert halten kann. Da ich den Google Reader in seiner Web-Ansicht für äußerst unstrukturiert und wenig intuitiv nutzbar halte, verwende ich einen Client zum Abrufen und Lesen der Feeds. Meine Wahl fiel hierbei auf „NewsRack„. Auch diese App steht sowohl für das iPhone, als auch das iPad und den Mac zur Verfügung, wodurch sich eine einheitliche Nutzung und das Gefühl des „Heimischseins“ ergibt. Darüber hinaus habe ich die Möglichkeit, meine Feeds zu kategorisieren. Somit kann ich z.B. private von beruflichen Feeds trennen und habe sie dennoch alle an einem Ort griffbereit. Über die Weitergabemöglichkeit an weitere Dienste, wie z.B. Instapaper kann ich mir interessante oder wichtige Einträge speichern und offline verfügbar machen.

Als wesentliches Fazit kann man aus den beiden Szenarien schon ablesen, dass speziell bei der Nutzung von verschiedenen Endgeräten eine Synchronisierung für ein effizientes und strukturiertes Arbeiten extrem wichtig ist, woraus sich auch eine gewisse Relevanz der Cloud für das M-Learning ergibt. Nicht zuletzt durch das Vorhandensein der genannten Synchronisationsmöglichkeiten fiel meine Wahl auf die beiden genannten Apps.

#opco11 – Gehen wir zu Dir oder zu mir? Lernumgebungen/Personal Learning Environments

In der vierten Woche des OpenCourse 2011 “Zukunft des Lernens“ geht es wieder um einige spannende Fragen wie z.B. braucht es klassische Lernplattformen überhaupt noch? Wie könnte eine “persönliche Lernumgebung” aussehen, die der Lernende selbst bestimmt? Wie sieht eine zukünftige Lerninfrastruktur aus?

Ein sehr gelungener Auftakt wurde uns „#opco11-Lernern“ mit dem Vortrag von M. Kerres bereits im Vorfeld zum eigentlichen Online-Jour fixe gegeben, anhand dessen ich diesen Beitrag und die oben formulierten Fragen gerne betrachten möchte.

Die im Zuge der Entwicklung von Social Media oftmals geäußerte These, dass das klassische LMS nicht mehr gebraucht wird, bestätigt M. Kerres nicht. Im Gegenteil die Marktanalysen, z.B. vom amerikanischen LMS-Markt an Hochschulen zeigen einen lebendigen Markt und ein gesundes Wachstum. (Gibt es eigentlich vergleichbare Studien für den europäischen oder gar deutschen Markt?)

Abgesehen davon gibt es eine Reihe von guten Gründen eine kluge Kombination von institutionellen Resourcen (formales Lernen) mit nicht-institutionellen (nicht-formales/informelles Lernen) zu entwickeln. Eine Anforderung wurde bereits in der Einleitung zur o.g. Aufgabenstellung formuliert: „Die Trennung zwischen Lernprozessen einerseits, Kommunikations- und Arbeitsprozessen andererseits, zwischen Lernen und Alltag, erscheint vielen überflüssig bzw. unnötig kompliziert.“

Ein wichtiges Entscheidungsraster für die Differenzierung und Einordnung dieser Prozesse hat M. Kerres mit seiner „Privacy Options“-Betrachtung entwickelt. Dahinter stehen die Fragen, welche dieser Prozesse sollten rein privat, welche halbwegs privat (Beteiligung von Bekannten) und welche öffentlich stattfinden. Seine Ausführungen und Zuordnungen lassen sich gut nachvollziehen, wenngleich sie nicht allgemein gültig seien können, sondern eher von den einzelnen Lehr-/Lernszenarien abhängen.

Auch die unglückliche Übersetzung von „friends“ im Umfeld von Social Media und die didaktischen Implikationen daraus werden von Herrn Kerres aus meiner Sicht sehr treffend problematisiert. Für meinen Geschmack deutlich zu kurz kommt die eigentliche Umsetzung dieser Betrachtungen in die Implementation zur Sozialen Lernplattform. (Allerdings, wir sind herzlich eingeladen diese neue Entwicklung selbst zu testen – online-campus)

Welche Instrumente/Tools sind aus dem klassischen LMS-Bereich, welche aus dem Social Media Bereich in die Umsetzung eingeflossen? Wie werden die „Privacy Options“ auf der Sozialen Lernplattform abgebildet? Gibt es bereits erste Erfahrungen/Untersuchungen darüber, ob diese Art von Lernumgebung eine höhere Akzeptanz und damit auch eine größere freiwillige aktive(!) Beteilung (womöglich intrinsisch motiviert) von Lehrern und Lernern fördert? Fragen über Fragen – wir dürfen sehr gespannt sein – in jedem Fall ein sehr gelungener Auftakt, vielen Dank!