von Volkmar Langer | Nov 3, 2012 | Konnektivismus, MOOC |
MOOCmania – das Jahr der MOOCs
Als MOOCs noch in den Anfängen und weniger populär waren, gab es noch keine Diversifizierung dieser neuen Art von Kursen. Die Vorstellung darüber, was ein MOOC eigentlich ist wurde in dem schönen Einführungsvideo von D. Cormier verständlich erklärt:
Die Verwendung des Begriffs änderte sich allerdings spätestens seit der Durchführung des Stanford-Kurses für künstliche Intelligenz von S. Thrun und P. Norvig. Dieser war mit ca. 160.000 Teilnehmern wirklich richtig „massive“. Offen im Sinne von jedermann kann teilnehmen und online war er natürlich auch, allerdings im Gegensatz zur ursprünglichen Form fest curricular gesteuert und mit automatisierten Selbsttests organisiert. Also etwas anderes, das mit dem konnektivistischen Ansatz nach S. Downes und G. Siemens nicht mehr viel zu tun hatte.
Das Entscheidende war, dass dieser Kurs den Begriff „MOOC“ äußerst populär machte. Andere amerikanische Hochschulen zogen nach. Für den Stanford Präsidenten J. Hennessy, war klar „What I told my colleagues is there’s a tsunami coming…” und auf dieser Tsunami-Welle sollten ab jetzt mindestens die Elite-Universitäten surfen. Selbst vor der Titelseite des Time Magazins (Ausgabe 10/18/2012, Artikel von A. Ripley) machte die MOOCmania nicht halt:
Und schließlich meint „The New York Times“ (Ausgabe 11/2/2012, Artikel von L. Pappano) dieses Jahr geht als “The year of the MOOCs” in die Bildungsgeschichte ein.
Welche Erwartungen hat der Lernende? xMOOCs vs cMOOCs
M. König stellt in Ihrem Blogbeitrag die simple Frage: „Wann ist ein MOOC ein MOOC?“ und beschreibt, wie Sie in einem sehr klassisch organisierten Stanford MOOC (Designing a New Learning Environment) ein wenig Lust am intrinsisch motivierten Lernen verliert. Vielleicht liegt es an ihrer Erwartungshaltung als echte Selbstlernerin ;-). Vielleicht will der Kurs auch die sicher stark diversifizierte Zielgruppe breiter ansprechen. Nicht jeder Teilnehmer wird dort ein Edupunk sein, also ein echter DIY-Lerner. Inzwischen könne die verschiedenen MOOC-Formate differenziert betrachtet werden, zum Beispiel hier:
Grundsätzlich werden damit auch unterschiedliche Anforderungen an die jeweiligen Teilnehmer gestellt, was wiederum mit unterschiedlichen Erwartungen einhergehen kann. Die Art von MOOCs, die S. Downes, G. Siemens, D. Cormier ursprünglich quasi zur Erprobung des Modells des Konnektivismus ins Leben gerufen haben, passt heute vielfach nicht mehr zur Erwartung der intrinsisch motivierten Selbstlernern oder gar zum ursprünglichen Begriff des MOOC.
So be COOL
J. Wedekind, einer der Veranstalter/Moderatoren des diesjährigen opco12, hat sich ebenfalls zu dieser Frage Gedanken gemacht und schlägt als passenderen Begriff für diese mehr konnektivistischen Onlinekurse das folgende Akronym vor:
COOL für Cooperative Open Online Learning.
Er sieht das entscheidende Merkmal dieser Kursform nicht in der Größe, sondern darin, dass die zeitlich beschränkte Zusammenarbeit der Teilnehmer mit dem Ziel, von- und miteinander zu lernen im Vordergrund steht, ganz im Sinne des konnektivistischen Modells von G. Siemens.
Schade eigentlich, dass S. Downes, den es sicher zu Recht gehörig stört, dass MOOCs mittlerweile eher mit dem Stanford AI-Format assoziiert werden, sich nicht auf diese Idee einließ.
Zur Vertiefung der ursprünglichen Idee empfehle ich den Artikel: „What is the theory that underpins our moocs?“ von G. Siemens.
von Volkmar Langer | Jul 18, 2012 | Konnektivismus, MOOC |
14 Wochen lang haben die Teilnehmer des OpenCourses 2012 #opco12 den Horizon Report unter die Lupe genommen. Abschließend treffen sie sich am 20. Juli zur einer (Präsenz) Konferenz in Frankfurt. Neben der Auswertung des Offenen Online-Kurses #opco12 soll es um zwei Fragestellungen gehen:
- Stellen Open Online Kurse als Format ein Potential für Hochschulen und z.B. universitäre Weiterbildungsangebote dar?
- Unter welchen Umständen eignen sie sich, für welche Themen, für welche Anbieter und was ist bei ihrer Gestaltung zu beachten?
Etwas Live-Input, als Impulse für Diskussionen
Johannes Moskaliuk von der Universität Tübingen, Veranstalter des #ocwl11, wird unter dem Titel: “Bildung zwischen Hochschule und Web” sicher auch über seine Erfahrungen mit dem ersten „Blended Open Course Workplace Learning 2011“ berichten. Ich wurde ebenfalls eingeladen zu den o.g. Fragestellungen etwas Input für Diskussionen zu geben und entschied mich für folgenden Arbeitstitel: “Offene Kurse in klassischen Lehr-/Lernformaten – E-Bologna weitergedacht. Eine Chance Hochschule, berufliche Bildung und lebenslanges Lernen zusammen zu bringen?”
An die Ziele von E-Bologna anknüpfend
Im Zusammenhang mit dem Bologna-Prozess tauchte vor etlichen Jahren auch der Begriff von E-Bologna bei verschiedenen Tagungen auf. Die Ziele sind z.B. bei e-teaching.org zu finden. Wie wäre es, diese Ziele wieder aufzugreifen und mit den neuen Erkenntnissen und Möglichkeiten offener Online-Kurse zu kombinieren? Nutzen wir z.B. als Plattform einen „Blended MOOC“ und damit eine Möglichkeit verschiedene Dialoggruppen zusammen zu bringen. Wäre es möglich, auf diese Weise die Qualität von klassischen Lehr-/Lernszenarien zu steigern? In meinem Beitrag schlage ich ein 3-Phasenmodell vor, das vielleicht eine moderate Weiterentwicklung im Sinne von E-Bologna darstellen könnte.
Trainingsphase für den moderaten Übergang
Bei der Vorgehensweise scheint mir insbesondere die Phase 2 als Übergangsphase bzw. besser als Trainingsphase von besonderer Bedeutung zu sein. Dies wird explizit auch in der Bachelor-Thesis mit dem Titel: „Open Course als Lernszenarium für eine Hochschule – lassen sich die Potentiale von lose gekoppelten Netzwerken für formale Lernsettings nutzen? Eine Untersuchung der Wissenskommunikation und Wissensteilung im Bloggernetzwerk des Open Course ocwl11 der Universität Tübingen (unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der Kurs-Paten).“ als wesentliches Ergebnis formuliert. Dort heißt es unter anderem: „Die Ergebnisse der Untersuchung bieten erste Ansatzmöglichkeiten für eine Optimierung der Praxis im Hinblick auf die notwendige Förderung der Studenten im Sinne einer Entwicklung von Netzsensibilität, Partizipations- und Medienkompetenz. Hochschulen sollten daher vor der Initiierung eines OOC in Form einer Trainingsphase die erforderlichen Medienkompetenzen der Studenten ausbauen, damit sie von dem Lernen im Netzwerk profitieren können und nicht zusätzliche kognitive Ressourcen zur Orientierung und Einübung in die Technologien aufbringen müssen.“
Diese Trainingsphase ist sicher nicht nur für Studierende und Teilnehmer wichtig, sondern ebenso für Lehrende/Lernbegleiter/Veranstalter/etc.
Ach, übrigens: Mit der Abschlusstagung, die ja eine Präsenzveranstaltung ist, kann der #opco12 ebenfalls in die Kategorie „Blended MOOC“ eingeordnet werden ;-). Also, auf ein persönliches Kennenlernen in Frankfurt :-).
von Volkmar Langer | Jun 1, 2012 | E-Learning, MOOC |
Nach Einschätzung des Horizon Reports 2012 HE werden die Ansätze von Game-Based Learning (GBL) in den nächsten zwei bis drei Jahren vermehrt in den Hochschulbereich einfließen – schön wär´s :-). Klingt skeptisch, ist auch so gemeint, denn um diese Vorhersage Wirklichkeit werden zu lassen, gibt es erhebliche Herausforderungen und einige andere Prioritäten (z.B. ECTS und Bulimie-Lernen) an den Hochschulen.
Reichlich Input – ganz formal und doch so wertvoll 😉
Im Rahmen der opco12 Online-Session waren als Experten Christoph Deeg und Son Le eingeladen über ihre Erfahrungen zu berichten. Für mich sehr lohnenswert die beiden Vorträge und anregenden Diskussionsbeiträge im Chat in der Aufzeichnung zu sehen:
Dank an das fleißige opco12-Team: Aus den Chatbeiträgen der Teilnehmer entstand eine Liste mit vielen interessanten Links.
Chancen des GBL: Ich spiele – also lerne ich!
An dem sehr enthusiastischen Einstieg von Christoph Deeg ist sofort zu erkennen: hier spricht ein bekennender Gamer. Recht hat er, man kann viel abwägen und in theoretischen Konzepten schwelgen, erst die eigene Erfahrung bringt das Erlebnis – Deeg lädt deshalb schon mal zur gamescom 2012 nach Köln ein. Aus seiner Sicht liegen in GBL eine Reihe wertvoller Chancen Lernen attraktiver zu gestalten. Schon die Möglichkeit des spielerischen Umgangs mit verschiedenen Inhalten dient als Einstiegsmotivation. Lernen durch unmittelbares Anwenden in Try-and-Fail-Systemen ist in der Regel informelles Lernen und lebt von der intrinsischen Motivation. Dies bestätigt auch Son Le in seinem Beitrag, in dem er feststellt, dass beim Spielen die Faszination wesentlich größer ist, als z.B. beim Lernen via CBT/WBT. Die hohe intrinsische Motivation erzeugt Flow beim Lernen. Für ihn ist der Idealfall das sogenannte Stealth Learning, also „getarntes Lernen“, der Lerner bemerkt nicht, dass er etwas lernt bzw. das Ziel gehabt hat, etwas zu lernen.
Herausforderungen beim GBL
Das Spielvergnügen hängt zunächst mit der Qualität der Spiele zusammen. Mit digitalen Spielen einen faszinierenden Spielspaß zu erzeugen, bedeutet in der Regel einen extrem hohen Aufwand/Kosten in der Produktion solcher Spiele. Lernspiele die sich stark an didaktischen Konzepten orientieren, sind oftmals nicht mit einem Flow-bringenden Spielspaß verbunden. D.h. sobald digitales GBL zu einer Instrumentalisierung führt, ergibt sich daraus häufig auch eine mehr formale Lernsituation, die wiederum nicht zu den o.g. positiven Effekten führt. Beide Referenten sind sich einig: um einen nachhaltigen Lerneffekt zu erzeugen, also bei der Übertragung des im Spiel Gelernten auf das wahre Leben, ist eine pädagogische Begleitung erforderlich. Ab wann wird dies eigentlich in der pädagogischen Ausbildung berücksichtigt ;-)? Die Akzeptanz von Spielen zu Lernzwecken ist gerade in unserer Gesellschaft noch ausbaufähig, deshalb sind auch die Lernumgebungen (auch die LMS) nur selten Spiele-kompatibel.
Fazit – Balanceakt
Kann man Lernen mit Hilfe von Spielen instrumentalisieren? Sollte man dies tun? In jedem Fall hängt der Erfolg von digitalem GBL von einer geeigneten Balance zwischen dem Vermitteln von Lerninhalten und intrinsisch motivierten Spielfaszination ab. Und genau diese Balance zwischen Spielspaß und Wissensvermittlung gilt es zu finden. Die technische Weiterentwicklung insbesondere mobiler Endgeräte in Verbindung mit Ideen aus der erweiterten Realität (Augmented Reality) sowie dem Storytelling führt bereits zum nächsten Trend, dem Mobile Gaming oder Location Based Gaming in dem sicher auch einiges an Potenzial steckt ohne das der Aufwand gleich in Höhen von Hollywoodbudgets schnellt. Warum gibt es eigentlich in diesem Feld nicht mehr Kollaboration zwischen interessierten Hochschulen im Sinne einer OER-Entwicklung?
von Volkmar Langer | Apr 16, 2012 | MOOC |
Heute begann der OpenCourse 2012 (#opco12) mit reichlichen Startaktivitäten nicht nur auf der OPCO12-Website, sondern natürlich auch auf Twitter, YouTube, Scoop.it! usw. 14 Wochen (16.4. – 21.7. 2012), die einen spannenden Erfahrungsaustausch ermöglichen.
Erste Hürde
Bei der Teilnahme an einem MOOC ist es meiner Erfahrung nach gleich zu Beginn wichtig, sich selbst darüber im Klaren zu werden, was ist meine Motivation, was sind meine Ziele und welche Erwartungen habe ich? Diese Standortbestimmung erscheint mir deshalb so wichtig, weil die Teilnahme/Beteiligung aufgrund der gewünschten Vernetzung und der damit verbunden exponentiell anwachsenden Informationsmenge sonst sehr schnell zu Unlust (Frustration, muss es gar nicht sein) und Abbruch führt. Selbst schon ein schlechtes Gewissen fördert nicht den Spaß an der Teilnahme, sollte also tunlichst vermieden werden. Deshalb gilt zum Selbstschutz: selbstgesteuertes Lernen heißt relaxtes Lernen – auf keinen Fall gestresstes Lernen! (vgl. zum Beispiel S. Downes)
Wichtigster Parameter – eigenes Investment Zeit!
Also, wie viel Zeit bin ich bereit zu investieren? Ich orientiere mich mal an dem vom Veranstalter für die studentischen Teilnehmer angesetzten Workload von 2 ECTS, dann wären das 2×30 Stunden gesamt, also im Mittel 60h/14Wochen = 4,3 Stunden/Woche. Bei großzügiger Aufrundung im Mittel 5 Stunden/Woche oder 1 Stunde/Tag. Betonung liegt auf „im Mittel“ und sollte für den entsprechenden ROI machbar sein.
Intrinsisch motiviert, zeitlich passend limitiert…
Nachdem der Zeitansatz geklärt ist: Wie sieht meine Motivation aus? Mein Fokus ist auf drei Bereiche gerichtet: 1. Die Freude am Lernen und Vernetzen, viele interessante Menschen kennen zulernen führt bei mir zu hoher intrinsischer Motivation. 2. Durch meine Aufgaben in der Hochschulleitung bin ich zwar zeitlich etwas limitiert, aber inhaltlich verantwortlich für die Zukunft von Lehre und Forschung an einer jungen, dynamischen Hochschule. Diese spannende Entwicklungsaufgabe führt ebenfalls zu hoher Motivation. 3. Seit etlichen Jahren liegt mein Forschungsinteresse im Bereich der Entwicklung neuer Lehr-/Lernszenarien durch den passenden Einsatz von Technologie. Im Übrigen ist für mich die konnektivistische Art des Lernen eine weitere Motivationshilfe: lieber selbstbestimmt als fremdgesteuert!
Ziele, die motivieren…
Von der etwas abstrakten Motivation zu konkreteren Zielen: Inhaltlich bin ich mit den von den Veranstaltern angestrebten Zielen konform, glaube aber nicht, dass mein dafür angesetzter Workload ausreicht, weil ich parallel mit den gewonnenen Erkenntnissen den einen oder anderen Veränderungsprozess anschieben möchte.
Zum Beispiel werde ich ein studentisches Projekt „Apps@HSW“ anschieben, das eine fundierte Analyse zu verschiedenen angrenzenden Fragestellungen liefern soll: Was Studierende für mobiles Lernen & Informieren erwarten? Was sind die wichtigsten Herausforderungen für die Entwicklung des Marktes für mobile Anwendungen in den nächsten Jahren? Auf welchen didaktischen Prinzipien beruhen mobile Lernangebote? Welche Angebote sind in einem ersten Schritt an der HSW sinnvoll? Auf Basis der Analyse sollen Ideen und erste Konzepte entwickelt werden, die zu einer ersten App@HSW führen usw.
Ich werde dazu entsprechende Linksammlungen (Diigo-Tags) erstellen, die OPCO-News lesen und pflegen, mit meinem Kollegen gemeinsam jeweils einen Beitrag im HSW-Learningblog schreiben, ScoopIt „Zukunft des Lernens“ mit interessanten Beiträgen von opco12 bereichern und natürlich regelmäßig twittern… …soweit es das angesetzte Zeitkontingent erlaubt ;-).
Erwartungen und der ROI
Ist das nicht phantastisch, der opco12, ein kostenloses Angebot in dieser wissenschaftlich fundierten Qualität und jeder kann teilnehmen? Wo liegt das Problem? Was nichts kostet, ist auch nichts wert? Also im wahrsten Sinne des Wortes „umsonst“? Tja, bei einer reinen Konsumhaltung könnte es umsonst sein, weil ich Teilnehmer irgendetwas vermisse. Aber genau in dieser Situation bin ich gefordert, mich einzubringen! Wie? Persönlich werde ich mich bei meiner Teilnahme/Beteiligung an dem Modell/Vorgehen von D. Cormier orientieren:
Meine Erfahrung zeigt, je mehr ich mich einbringe umso mehr kann ich gestalten und umso eher werden meine eigenen Erwartungen erfüllt. Wenn ich wie oben beschrieben mein Investment einbringe, erhalte ich fast immer einen sehr wertvollen, nachhaltigen ROI, der mich persönlich und meine Hochschule weiterbringen wird. Ich bin sehr gespannt auf weitere Beiträge dieser Art (bitte gerne verlinken!) und freue mich auf die vielen neuen Impulse :-).
von Volkmar Langer | Apr 2, 2012 | MOOC |
In genau vierzehn Tagen, am 16. Arpil 2012, geht´s los mit dem OpenCourse 12 (#opco12) auf den sicher schon viele Teilnehmer des letztjährigen OpenCourse 2011 (#opco11) gewartet haben.
Auch dieses Mal geht es um die Zukunft des Lernens und zwar mit Hilfe der Analyse des NMC Horizon Reports 2012 – Higher Education Edition. Das Hauptaugenmerk ist gerichtet auf sechs technische Trends, bei denen bereits heute klar ist, dass sie einen Einfluss auf die Entwicklung neuer Lehr-/Lernszenarien haben werden. Das folgende Einführungsvideo beschreibt diese Trends kurz:
Der OpenCourse – ein vielschichtiges Format
Auf der Startseite des opco12 wird das Konzept des OpenCourse auf das ursprüngliche Format eines MOOC (Massive Open Online Course) zurückgeführt, das von S. Downes und G. Siemens im Zusammenhang mit dem neuen Lernmodell des Konnektivismus als typisch für vernetztes Lernen entwickelt wurde. Die Besonderheit dieses Formates liegt in der hohen Selbstverantwortung einer wohl noch seltenen Spezies, nämlich des möglichst intrinsisch motivierten, selbstbewussten Teilnehmers/Lerners, der sich selbst Lernziele steckt und dessen Medienkompetenz ihn befähigt, auf eine vielfältige, durchaus sehr individuelle Art und Weise teilzunehmen bzw. beizutragen und dies alles in einer hochgradig dezentralen ungeschützten Infrastruktur, gemeint ist die des offenen Internets, im Gegensatz zu einem geschlossenen Lernraum, wie zum Beispiel einem Lernmanagementsystem (LMS).
Diese Aspekte werden oftmals nicht hinter dem trügerischen, klassischen Begriff eines Kurses vermutet, so dass der unbedarfte Teilnehmer manchmal mit anderen Erwartungen seine Teilnahme dann auch zügig wieder beendet bzw. ruhen lässt und ggf. bei der Evaluation seiner Enttäuschung Ausdruck verleiht.
Die oben betrachtete ursprüngliche Form eines MOOC´s hat inzwischen variantenreichen Zuwachs bekommen. Spätestens seit der Durchführung des gigantischen MOOCs „Introduction to Artificial Intelligence“ von Peter Norvig und Sebastian Thrun mit insgesamt ca. 160.000 Teilnehmern dürfte klar sein, dass hierbei eine sehr viel stringentere Organisation notwendig gewesen ist. Neben diesem Beispiel gibt es eine Reihe weiterer OpenCourses, die ein sehr erfahrener Teilnehmer, John S.F. Mak in seinem jüngsten Beitrag in fünf Kategorien/Ansätze einteilt:
- instruktivistischer Ansatz – Beispiel o.g. AI-Kurs
- kognitivistischer Ansatz – Beispiel eduMOOC
- konstruktivistischer Ansatz – Beispiel mobiMOOC
- sozial-konstruktivistischer Ansatz – Beispiel (Gibt es das schon? Ist mir noch unklar!)
- konnektivistische Ansatz – Beispiel Change11 (wie oben beschrieben)
Nicht alle der oben vorgenommenen Zuordnungen kann ich nachvollziehen, aber dass der Stanford-Kurs überwiegend durch Instruktion entstanden ist, ist evident. Während der Change11 von D. Cormier, S. Downes und G. Siemens natürlich dem ursprünglichen MOOC entspricht auch um Erfahrungen mit den Modell des Konnektivismus zu sammeln.
OPCO12 – der Versuch einer Zuordnung
Eine Beurteilung der vorgeschlagenen Kategorisierung überlasse ich lieber den Experten der Didaktik, aber ich kann zumindest feststellen, dass der sicher sehr idealistische konnektivistische Ansatz hier beim opco12 in Reinform nicht mehr vorliegt, schon allein weil dies organisatorisch nicht zu bewerkstelligen wäre. Sobald die Teilnehmer eine wie auch immer geartete Bestätigung/Anerkennung ihrer Kompetenzentwicklung haben möchten, muss der Veranstalter sich etwas einfallen lassen. Das opco12-Team hat sich dazu eine zielgruppenorientierte Mixtur einfallen lassen, die von der klassischen Teilnahmebestätigung bis zum digitalen Online Badges reicht. Von den bis zum 30. März 2012 angemeldeten ca. 920 Teilnehmern möchten ca. 540 eine Teilnehmerbestätigung. Die hohe Nachfrage nach einer solchen Anerkennung gibt den Organisatoren Recht von dem klassischen MOOC-Konzept ein wenig abzuweichen und die Rahmenbedingungen für das Erreichen der Lernziele zu definieren. Vielleicht wird damit die Motivation einiger Teilnehmer weiter gesteigert. Eine Zuordnung zum oben angeführten Modell der fünf Kategorien fällt mir schwer, weil ich meine, dass es sich beim opco12 auch um eine hybride Form eines MOOCs handelt. Welche Kombination der Zuordnung trifft am besten zu? (Ich freue mich auf die Kommentare!)
Eigene Ziele
Da dieser Beitrag bis hierher schon wieder zu lang geraten ist, werde ich meine Ziele in einem späteren Posting genauer beschreiben. Diese werden sicher etwas von den o.g. Rahmenanforderungen abweichen, aber es bleibt ja in diesem Fall jedem Teilnehmer selbst überlassen, ob er die gesamte Freiheit eines ursprünglichen MOOCs genießen möchte, oder lieber eine Bescheinigung (egal ob analog oder digital) erarbeiten will.
Eines aber interessiert mich bereits im Vorfeld: ich möchte gerne verstehen, warum der Titel des opco12 „Trends im E-Teaching“ lautet und was sich die Organisatoren dabei gedacht haben: Ist das etwa ein neuer Trend, eine Art „Backshift: from Learning to Teaching“? 😉