In genau vierzehn Tagen, am 16. Arpil 2012, geht´s los mit dem OpenCourse 12 (#opco12) auf den sicher schon viele Teilnehmer des letztjährigen OpenCourse 2011 (#opco11) gewartet haben.
Auch dieses Mal geht es um die Zukunft des Lernens und zwar mit Hilfe der Analyse des NMC Horizon Reports 2012 – Higher Education Edition. Das Hauptaugenmerk ist gerichtet auf sechs technische Trends, bei denen bereits heute klar ist, dass sie einen Einfluss auf die Entwicklung neuer Lehr-/Lernszenarien haben werden. Das folgende Einführungsvideo beschreibt diese Trends kurz:
Der OpenCourse – ein vielschichtiges Format
Auf der Startseite des opco12 wird das Konzept des OpenCourse auf das ursprüngliche Format eines MOOC (Massive Open Online Course) zurückgeführt, das von S. Downes und G. Siemens im Zusammenhang mit dem neuen Lernmodell des Konnektivismus als typisch für vernetztes Lernen entwickelt wurde. Die Besonderheit dieses Formates liegt in der hohen Selbstverantwortung einer wohl noch seltenen Spezies, nämlich des möglichst intrinsisch motivierten, selbstbewussten Teilnehmers/Lerners, der sich selbst Lernziele steckt und dessen Medienkompetenz ihn befähigt, auf eine vielfältige, durchaus sehr individuelle Art und Weise teilzunehmen bzw. beizutragen und dies alles in einer hochgradig dezentralen ungeschützten Infrastruktur, gemeint ist die des offenen Internets, im Gegensatz zu einem geschlossenen Lernraum, wie zum Beispiel einem Lernmanagementsystem (LMS).
Diese Aspekte werden oftmals nicht hinter dem trügerischen, klassischen Begriff eines Kurses vermutet, so dass der unbedarfte Teilnehmer manchmal mit anderen Erwartungen seine Teilnahme dann auch zügig wieder beendet bzw. ruhen lässt und ggf. bei der Evaluation seiner Enttäuschung Ausdruck verleiht.
Die oben betrachtete ursprüngliche Form eines MOOC´s hat inzwischen variantenreichen Zuwachs bekommen. Spätestens seit der Durchführung des gigantischen MOOCs „Introduction to Artificial Intelligence“ von Peter Norvig und Sebastian Thrun mit insgesamt ca. 160.000 Teilnehmern dürfte klar sein, dass hierbei eine sehr viel stringentere Organisation notwendig gewesen ist. Neben diesem Beispiel gibt es eine Reihe weiterer OpenCourses, die ein sehr erfahrener Teilnehmer, John S.F. Mak in seinem jüngsten Beitrag in fünf Kategorien/Ansätze einteilt:
- instruktivistischer Ansatz – Beispiel o.g. AI-Kurs
- kognitivistischer Ansatz – Beispiel eduMOOC
- konstruktivistischer Ansatz – Beispiel mobiMOOC
- sozial-konstruktivistischer Ansatz – Beispiel (Gibt es das schon? Ist mir noch unklar!)
- konnektivistische Ansatz – Beispiel Change11 (wie oben beschrieben)
Nicht alle der oben vorgenommenen Zuordnungen kann ich nachvollziehen, aber dass der Stanford-Kurs überwiegend durch Instruktion entstanden ist, ist evident. Während der Change11 von D. Cormier, S. Downes und G. Siemens natürlich dem ursprünglichen MOOC entspricht auch um Erfahrungen mit den Modell des Konnektivismus zu sammeln.
OPCO12 – der Versuch einer Zuordnung
Eine Beurteilung der vorgeschlagenen Kategorisierung überlasse ich lieber den Experten der Didaktik, aber ich kann zumindest feststellen, dass der sicher sehr idealistische konnektivistische Ansatz hier beim opco12 in Reinform nicht mehr vorliegt, schon allein weil dies organisatorisch nicht zu bewerkstelligen wäre. Sobald die Teilnehmer eine wie auch immer geartete Bestätigung/Anerkennung ihrer Kompetenzentwicklung haben möchten, muss der Veranstalter sich etwas einfallen lassen. Das opco12-Team hat sich dazu eine zielgruppenorientierte Mixtur einfallen lassen, die von der klassischen Teilnahmebestätigung bis zum digitalen Online Badges reicht. Von den bis zum 30. März 2012 angemeldeten ca. 920 Teilnehmern möchten ca. 540 eine Teilnehmerbestätigung. Die hohe Nachfrage nach einer solchen Anerkennung gibt den Organisatoren Recht von dem klassischen MOOC-Konzept ein wenig abzuweichen und die Rahmenbedingungen für das Erreichen der Lernziele zu definieren. Vielleicht wird damit die Motivation einiger Teilnehmer weiter gesteigert. Eine Zuordnung zum oben angeführten Modell der fünf Kategorien fällt mir schwer, weil ich meine, dass es sich beim opco12 auch um eine hybride Form eines MOOCs handelt. Welche Kombination der Zuordnung trifft am besten zu? (Ich freue mich auf die Kommentare!)
Eigene Ziele
Da dieser Beitrag bis hierher schon wieder zu lang geraten ist, werde ich meine Ziele in einem späteren Posting genauer beschreiben. Diese werden sicher etwas von den o.g. Rahmenanforderungen abweichen, aber es bleibt ja in diesem Fall jedem Teilnehmer selbst überlassen, ob er die gesamte Freiheit eines ursprünglichen MOOCs genießen möchte, oder lieber eine Bescheinigung (egal ob analog oder digital) erarbeiten will.
Eines aber interessiert mich bereits im Vorfeld: ich möchte gerne verstehen, warum der Titel des opco12 „Trends im E-Teaching“ lautet und was sich die Organisatoren dabei gedacht haben: Ist das etwa ein neuer Trend, eine Art „Backshift: from Learning to Teaching“? 😉
Schon erstaunlich, wie die Erwartungshaltung die Wahrnehmung beeinflusst. Ich habe „Learning“ wahrgenommen, obwohl ich „Teaching“ gelesen habe. „opco“ stand offensichtlich für mich für alles, was ich favorisiere, nämlich open, cooperativ, kollaborativ, selbstbestimmt, connected, etc. Das ist natürlich „Learning“, nicht „Teaching“. Ich habe bei „opco12“ eine Verlängerung von „opco11“ erwartet. Tja, Literacy sollte auch Lesekompetenz enthalten 🙂
… und mir ging es ebenso wie Klaus. Das alte „Teaching“ wie wir es noch als „Students“ kannten, wird wohl zum neuen initieren von …
So kann´s gehen 😉 …also mir ist es auch erst beim Schreiben aufgefallen und letztlich sollte die Formulierung „Backshift“ ein wenig provozieren. Ich bin froh, dass Jochen Robes mein Augenzwinkern verstanden hat und in seinem Kommentar unten bereits die Titelfindung einfach aufklärt!
Danke für den schönen Beitrag, der auch meine Fantasie noch einmal angeregt hat. Wobei ich erst einmal gestehen muss, dass ich mit der zitierten Einteilung von offenen Kursen in fünf Kategorien wenig anfangen kann. Ich denke, dass zwei oder drei im Moment ausreichen.
Mit der Formulierung „zwei oder drei“ beziehe ich mich auf den Punkt, ob ein MOOC mit explizit formulierten Lernzielen (und Aufgaben und Leistungen …) noch einmal eine eigene Kategorie ausmacht. Bei vielen MOOCs hängt das ja auch mit ihrer Anbindung an bestehende Hochschulstrukturen zusammen, das heißt, der MOOC ist im Kern ein Hochschulseminar, das für die Teilnehmer „draußen“ geöffnet wird. Und zumindest die Teilnehmer „vor Ort“ müssen konkrete Leistungen erbringen, um ihre Credit Points zu erhalten. Jim Groom z.B., der sicher nicht verdächtig ist, viel auf Formalismen und Strukturen zu geben, packt seinen ds106 voll mit Assignments, so dass die Teilnehmer zwar wahnsinnig kreativ werden können, aber in der Formulierung eigener Lernziele eingeschränkt sind (wenn ich das Kursszenario richtig lese 😉
Auch das Experimentieren mit Badges wird sicher dazu führen, dass die Veranstalter noch differenzierter Lernziele und Erwartungen an die Teilnehmer formulieren, wie wir es im opco12 auch stärker als im opco11 getan haben. Implizite Lernziele sind ja durch die Auswahl des Titel, die Setzung der Themen und Agenda usw. sowieso schon immer gesetzt.
Und abschließend noch der Versuch einer Auflösung des opco12-Titels „Trends im E-Teaching“. Sie ist relativ einfach und absolut „trendfrei“: Einer der Hauptinitiatoren des diesjährigen opco ist „e-teaching.org“ in Tübingen und das „E-Teaching“ im Titel an kleine Verbeugung in diese Richtung. Ich hoffe, sie bringt uns nicht in zu große Erklärungsnot.
Beste Grüße
JR
Vielen Dank für die ausführliche Rückmeldung sowie die Bestätigung, dass die oben vorgestellte Einteilung von MOOC´s nicht so einfach nachzuvollziehen ist.
Auf die „Motivationsdynamik“ der Badges bin ich sehr gespannt, jedenfalls sind die Anforderungen klar definiert und lassen dabei dem Teilnehmer noch genügend kreative Spielräume.
Wie schon im vorherigen Kommentar erwähnt, bin ich froh, dass meine etwas provokante Frage nicht missverstanden wurde und so haben wir gleich vor Beginn die Titelfindung und -bedeutung geklärt 🙂 – Besten Dank!
Ich finde die Einteilung in verschiedene MOOC Kategorien auch nicht besonders erklärungsstark. Es ist doch so, dass in einem MOOC sowohl kognitive (z.B. das Setzen und Überprüfen eigener Lernziele), als auch sozial-konstruktivistische (z.B. die Veränderung eigener Lernmuster durch Einblicke in verschiedene soziale Wirklichkeiten) Komponenten eine wichtige Rolle spielen. Darum macht es für mich wenig Sinn, einen MOOC als kognitiv zu bezeichnen, denn das würde dann die sozial-konstruktivistischen Anteile negieren. Ein Lern- bzw. Bildungsangebot kann doch auch nicht die in der Person entstehenden Vorgänge „vorschreiben“, sondern lediglich ermöglichen.
Diese Prozesse zu untersuchen und danach zu kategorisieren halte ich für wesentlich ergiebiger.
Danke für die Rückmeldung, genau das waren auch meine Schwierigkeiten…
Bei der 5-Teilung leuchtet mir vor allem konnektivistisch nicht ein – nur weil alles online ist – oder selber zusammengeschustert werden muss – oder Häppchenweise konsumiert werden kann – ist dies vernetztes Lernen?
Oder gibt es zu diesem Begriff theoretischere Grundlagen?
Die Primärquelle zum konnektivistischen Modell stammt von G. Siemens und ist unter http://www.elearnspace.org/Articles/connectivism.htm zu finden. Einen Einstieg, mit weiteren Quellen, ermöglicht z.B. auch mein Vortrag vom Februar dieses Jahres unter: http://www.hsw-learningblog.de/2012/01/learntec-2012-lernen-weltweit-vernetzt/ – viel Erfolg!
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Cheers!
Kjøp Fotballdrakter