Lernen in realen Netzwerken
Das Lernen in Netzwerken ist seit langem etabliert. Durch den gegenseitigen Austausch von Wissen haben wir als Lernende Zugang zu einer Vielzahl an Perspektiven und Erfahrungen, die uns den Lernprozess erleichtern. Dieser Effekt wird durch das gemeinsame Wiederholen des Gelernten noch weiter verstärkt. Schon aus der Schule oder der Uni-Zeit kennen wir Lerngruppen. In der Berufswelt haben sich an vielen Stellen Communities of Practice gebildet, die oftmals sogar einen Wissensaustausch über Unternehmensgrenzen hinweg zum Ziel haben. Ich persönlich bin ein großer Fan dieses gemeinsamen Lernens, was sich bei mir jedoch bislang ausschließlich in Präsenz-Netzwerken abspielte. Im letzten Jahr entdeckte ich dann virtuelle Netzwerke als Sparrings-Partner zum Lernen und bin mittlerweile von der Mächtigkeit der fast unbegrenzten Möglichkeiten total begeistert. Ich möchte von meinen Erfahrungen berichten und Euch, sofern Ihr nicht schon dabei seid, für das Lernen in virtuellen Netzwerken gewinnen.
Lernen mit Twitter – ein mächtiges Wissensnetzwerk
Bislang war Twitter für mich immer mehr das Sprachrohr der Kardashians und Trumps als eine zuverlässige Informationsquelle. Zudem überforderte mich der Overflow aus meiner Sicht wertloser und uninteressanter Informationen. Twitter wäre nie in meine Auswahl von Lernwerkzeugen gekommen. Dies sollte sich ändern, als Karl-Heinz Pape (@khpape) in der Corporate Learning Community begeistert vom Lernen mit Twitter berichtete. Er ging sogar so weit und machte den Twitter-Account zum Pflicht-Einstellungskriterium für L&D-Professionals. Spätestens diese Ansage saß bei mir, ich sollte mich doch einmal intensiver damit beschäftigen.
Twitter-Profil schnell angelegt
Gesagt, getan. Mein Twitter-Profil war schnell angelegt (@carstenwittmer), aber wie sollte ich jetzt weiter machen? Wie finde ich denn die richtigen Twitterer? Welche Profile sind für mich relevant? Wie filtere ich nach meinem Themengebiet Corporate Learning & Development? Und, und, und… Nach einem ersten Ansturm von Hilflosigkeit suchte ich mir zunächst einmal die Twitter-Accounts von bekannten Kollegen und Netzwerkpartnern, die ich für mein Interessensgebiet als richtungsweisend erachtete, und folgte ihnen. Die ersten Meldungen erschienen in meinem Twitter-Stream. Spannend, das klappt ja schon mal! Und nun galt es, mein Netzwerk zu erweitern – Schritt für Schritt. Ich orientierte mich zunächst an meinen bereits bestehenden Twitter-Kontakten. Wem folgen die denn, wer folgt denen? Außerdem half mir die Liste der Top 100 Workplace Learning Twitterer von Jane Hart. Und schon hatte ich eine gute Anzahl an Usern zusammen. Ganz einfach mit einem Mausklick folge ich ihnen und kann meinen sozialen Filter selbst bestimmen. So bekomme ich die für mich relevanten Tweets in meinem Stream angezeigt.
Zunächst nur mitlesen angesagt
Erstmal las ich nur mit, nach dem Motto „lieber nicht auffallen“. Die Kunst dabei ist, sich von der Menge an Informationen nicht überrollen zu lassen. Da kommt jeden Tag schon eine ganze Menge an Tweets rein. Wichtig: man kann und muss nicht alles lesen. Ich überfliege mittlerweile zu relativ festen Zeiten die neuen Meldungen, entscheide spontan, was mich interessieren könnte und tauche dann gegebenenfalls tiefer ein. Dabei stoße ich immer wieder auf interessante, für mich neue Twitterer, denen ich folgen kann. Aber es geht auch andersherum. Stellt sich für mich heraus, dass ein User doch eher zu Themen twittert, die mich nicht interessieren, entfolge ich diesem. Ich nenne das Twitter-Hygiene.
Da geht noch mehr
Nach ein paar Wochen traute ich mir etwas mehr zu und begann, selber Tweets zu schreiben. Das kostete zunächst schon etwas Überwindung und ich startete erstmal damit, Tweets anderer zu retweeten. Und siehe da, diese wurden von meinen Followern durchaus geliked oder sogar retweetet. Also konnte ich mit meiner Auswahl gar nicht so falsch liegen. So begann ich nach und nach auch damit, die Tweets anderer zu kommentieren. Nichts „Falsches“ schreiben, das kann ja jeder lesen! Auch hierauf erhielt ich wieder die bereits bekannten Reaktionen meiner Follower. Die lesen also wirklich, was ich da schreibe und reagieren darauf. Von da an entwickelte sich das Ganze als Selbstläufer. Regelmäßig kommentiere ich Artikel, zitiere die Tweets anderer, erhalte darauf wieder Retweets oder Antworten. Damit einhergehend wächst auch meine Twitter-Community. Immer wieder stoße ich auf interessante Twitterer zum Folgen. Andere interessieren sich für meine Tweets und folgen mir, was ich sehr spannend finde und zu Beginn meiner Twitter-Aktivitäten so nicht erwartet hätte.
Ich habe mit Lernen über Twitter im Herbst 2016 begonnen. Nach neun Monaten habe ich mehr als 750 Tweets, folge über 130 Twitterern und habe selbst mehr als 100 Follower. Ich bin mittlerweile begeisterter Twitterer und empfinde den Austausch dort als großes Geben und Nehmen auf Augenhöhe. Jeder an Deinem Thema interessierte schätzt Deine Tweets und Du bekommst genauso etwas zurück, was Dich interessiert.
Mein Fazit zum Lernen mit Twitter:
- Ich konnte über Twitter sehr schnell ein wertvolles Wissensnetzwerk aufbauen.
- Mit Twitter bin ich immer auf dem neuesten Wissensstand.
- Ich erhalte über Twitter sehr vielseitige Perspektiven und direktes Feedback.
- Ich verwende Twitter als meinen Wissensspeicher.
Begleite mich weiter auf meiner Lernreise und komm mit zur zweiten Station #cl2025.
Quellen:
Twitter-Logo: Twitter Brand Portal