Motivation
Darf ein MOOC, also ein „Massive OPEN Online Course“, bei dem ja die Materialien und der Zugang frei zugänglich bzw. für jeden möglich seien sollen, etwas kosten? Dürfen MOOC´s kostendeckend oder gar gewinnbringend angeboten werden, oder ist dies gesellschaftlich, moralisch, etc. eher verwerflich?
Ein wenig hatte ich den Eindruck, wurde in der letzten Woche (3. Woche im #mmc13: Thema „Open“) diese Fragestellung gleich mitbehandelt, wobei mir die teils sehr einseitigen Positionen zu sehr in Richtung Schwarz-/Weiß-Malerei gegangen sind. Jasmin Hamadeh hat dies in ihrem Beitrag ebenfalls zum Ausdruck gebracht. Eines sollte allen Beteiligten klar sein, das Anbieten/Betreiben eines MOOC´s erzeugt Kosten (i.d.R. Personalkosten und Kosten für das Betreiben der Infrastruktur) und diese müssen zumindest gedeckt werden, ob vom Staat oder einer privaten Gesellschaftsform ist zunächst dabei unerheblich.
Also wenn wir Vielfalt denken wollen, dann wird es vielleicht in Zukunft MOOC-Formate geben (z.B. blended MOOCs), die Anteile haben, die kostenlos angeboten werden und die gleichzeitig Leistungen beinhalten, die bezahlt werden müssen. Es wird Angebote geben, bei denen der Mehrwert vielleicht nicht unmittelbar für jeden sichtbar wird und auch nicht für wen dieses Angebot einen Mehrwert darstellt.
Cash Cow by Oldmaison (CC BY-SA)
Ziel dieses Impulses (vier Teile)
Ich konzentriere mich bei den folgenden Ausführungen mehr auf das kreative Schaffen von ein paar Ideen für mögliche Geschäftsmodelle (bzw. erste Ansätze), mit denen ich in der #mmc13-Community die Diskussionen anregen möchte. Ich werde drei Ideen/Entwürfe (Hochschulverbund, bMOOC und fishing for talents) vorstellen, die sicher nicht alle neu sind, aber auf jeden Fall vor dem o.g. Hintergrund diskutiert werden sollten. Allerdings, die o.g. Grundsatzfragen vertiefe ich hier nicht weiter. Vielleicht greifen die anderen Impulsgeber der 4. Woche diese Fragen auf, eine vorherige Abstimmung hat nicht stattgefunden und macht es durchaus auch interessanter ;-).
Fragestellung im #mmc13
Die Gastgeber/Innen des #mmc13 haben für die 4. Themenwoche einige Einstiegsfragen formuliert, die aus meiner Sicht unterschiedliche Qualitäten haben: Welche Motive haben die Anbieter von MOOCs? Wer kommt hier wie auf seine Kosten? Was ist der Return on Investment, wenn die Teilnahme kostenfrei ist? Dies sind genau die Fragen, die sich Gastgeber/Anbieter/Betreiber stellen müssen, um ein kostendeckendes oder gewinnbringendes Business Model zu entwickeln. Genau diese Fragen werde ich mit meinen Vorschlägen/Ideen in ähnlicher Form aufgreifen.
Schaden oder nutzen MOOCs der Bildungswirtschaft? Dies hat für mich wiederum eher die Qualität einer Grundsatzfrage. Diejenigen, die ein passendes Business Model entwickeln werden den Nutzen in den Vordergrund stellen. Diejenigen, die ihr Geschäftsmodell gefährdet sehen, werden den Schaden beklagen ;-). So erleben wir es täglich in ganz vielen Bereichen, in denen Geschäftsmodellinnovationen etablierte Modelle ergänzen oder gar verdrängen. Mein Impuls wendet sich also den ersten Fragen zu möglichen Innovationen zu. Über Schaden oder Nutzen werde ich hier nicht philosophieren.
Vorgehen – Business Model Canvas
In den drei weiteren Beiträgen motiviere ich meine Idee kurz einleitend. Zur Beschreibung der jeweiligen Idee in Form eines Geschäftsmodells wende ich ein sehr schlankes und pragmatisches Modell an, das von A. Osterwalder und Y. Pigneur entwickelt wurde. Ich halte es für sehr geeignet, um eine gemeinsame Sprache zur Beschreibung, Visualisierung, Bewertung und Veränderung von Geschäftsmodellen zu definieren.
Die Autoren entwickelten dazu eine sogenannte „Business Model Canvas“. Dieses Tool ist eine Art vorbereitete „Leinwand“ mit neun Bausteinfeldern, auf der der Planer/Veränderer so zu sagen zusammenhängende Bilder von neuen oder bestehenden Geschäftsmodellen kreieren kann. Die Canvas hat den großen Vorteil, dass die Wechselwirkungen der neun Komponenten direkt auf einen Blick sichtbar sind und der Planer damit den Überblick behält. Zum kreativen „Ausfüllen“ werden die zentralen Fragen (vgl. Osterwalder & Pigneur) der Wechselwirkungen/Beziehungen den einzelnen Bausteinen zugeordnet. Das Modell und die zugehörigen Fragestellungen habe ich hier ausführlicher beschrieben. Wer tiefer einsteigen möchte, dem sei das o.g. Buch von A. Osterwalder und Y. Pigneur empfohlen.
Ich möchte mit diesen Impulsen vor allem die Teilnehmer anregen, diese Ideen zu diskutieren und „weiterzuspinnen“. Das Modell kann uns in der Diskussion helfen festzulegen, über welchen Einfluss/Baustein im Geschäftsmodell wir gerade diskutieren – es bietet die Möglichkeit eine einheitliche Sprache zu verwenden: worüber reden wir gerade? Und überhaupt: Wofür wären Sie bereit in einem MOOC zu bezahlen? …
Ich freue mich auf eine anregende Diskussion :-).