Heute Mittwoch, 11.5.2011, 17-18 Uhr im Online-Event (Referentin: Ellen Trude, Bayer Business Services GmbH, Zugang: http://www.ustream.tv/channel/opco11 ) geht es unter anderem um die Frage: Wie könnte das neue „Social Learning“ aussehen?
Zur Vorbereitung dieser Session hier einige Gedanken und weiterführende Fragen von meiner Seite. Was ist unter dem Konstrukt „neues Social Learning“ eigentlich zu verstehen? Meint dies grundsätzlich im Sinne von Siemens konnektivistisches Lernen? Und ist es weiter gefasst so zu verstehen, im Sinne von einer neuen Mischung von informellen und formellen Lehr-/Lernstrukturen? #Opco11 ist ein schönes Beispiel für diese Form der Mischung. Auf der einen Seite gibt es einen formellen Rahmen (vgl. Agenda). Andererseits entwickeln sich ausgelöst durch diesen „formellen Impuls“ innerhalb der sozialen Vernetzung Teilnehmer auch neue Fragestellungen bzw. Perspektiven auf angrenzende und zusammenhängende Themen (vgl. z.B. Communities of Practice)
Stichwort 90-9-1 Rule – eine Frage die seit einigen Tagen verschiedene #opco11-Teilnehmer bereits intensiv diskutiert haben, hier noch mal etwas anders formuliert: Wie kann die intrinsische Motivation und damit Begeisterung speziell für dieses zukunftsweisende Thema weiter gesteigert werden? Braucht es mehr extrinsische Impulse? Braucht es mehr Zertifizierungs-/Creditierungsmöglichkeiten?
Gibt es wirklich die Generation der sogenannten „Digital Natives“ mit den ihnen nachgesagten Eigenschaften? Wenn ja, was meint insbesondere diese Teilnehmergruppe dazu, wie das netzbasierte soziale Lernen verbessert werden kann. Wie entsteht bei ihnen intrinsische Motivation? Überhaupt, wo ist eigenlich diese Teilnehmergruppe bei #opco11 zu finden ;-)?
Ich denke nicht, dass es nur die Generation der „Digital Natives“ ist, die sich aktiv an der Gestaltung des Social Learnings beteiligt. Ich selbst bin erst seit ein paar Monaten ein „Digital Nerd“, da ich aus einem Beratungsformat komme, für die das Netz klassischerweise kein Medium ist.
Intrinsische Motivation ist trotz meines Alters vorhanden – und ich arbeite mit meinen Ideen für neue Methoden – und der Kommunizierung derselben in der virtuellen und der realen Welt – stark daran mit, die Motivation für Social Learning auch bei anderen zu wecken bzw. zu steigern.
Andrea Brücken, Coaching
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich zweifle ja auch eher die Exiztenz der sogenannten „Digital Natives“ an, ganz im Sinne von Rolf Schulmeister. Interessieren würde mich noch, vielleicht anhand eines Beispiels, wie Sie die Motivation für den Einsatz von Social Learning bei anderen wecken bzw. steigern.
Sehr gerne. Sie scheinen hier überwiegend aus dem universitären Umfeld zu kommen, aber Sie müssen sich als erstes vergegenwärtigen, dass ich mit einer ganz anderen Zielgruppe arbeite. Meine Kunden sind Erwachsene, die eher mit den Realitäten des Lebens kämpfen als mit Texten.
Daher sind Artikel auf meinem Blog zum Beispiel bewusst klar und kurz gehalten.
Die Lernbereitschaft ist begrenzt. Lernen erfolgt über die Praxis. Wie motiviere ich diese Menschen? Ganz einfach: 1. Über direkte, wiederholte Ansprache. 2. Über einen langfristigen Kommunikationsprozess. 3. Indem ich sie dort abhole, wo sie sind und mich an ihr Lerntempo anpasse.
Beispiel: ich will eine neue Lernplattform testen. Also lade ich sowohl aus der „realen“ als auch aus der „virtuellen“ Welt Kontakte für einen Testlauf ein, von denen ich weiß, dass sie grundsätzlich bereit sind, so etwas auszuprobieren. Ich erkläre vorab per Mail, welche Schritte zur Anmeldung sie machen müssen. Nach dem Testlauf bitte ich um direktes Feedback, halte aber den Kontakt. Fragen sind wichtig (nicht umsonst kommt das Fragetool bei Facebook so gut an) und natürlich, dass ich mich mit weiteren Schritten an die geäußerten Wünsche anpasse.
Andrea Brücken, Coach
Die Lernbereitschaft ist generationenübergreifend manchmal sehr begrenzt, so jedenfalls meine Erfahrung – deshalb können wir viel von einander lernen. Herzlichen Dank für Ihren Beitrag!
„Gibt es wirklich die Generation der sogenannten „Digital Natives“ mit den ihnen nachgesagten Eigenschaften?“ …. -> Habe heute Morgen zufällig den ersten (jemals) gesehen 😉 ….
… Aber Spass beiseite.
Meiner Erfahrung nach gibt es Digital Natives (wie von Prensky und Co. propagiert) nicht. Schon allein aus zwei Gründen:
1) Digital Native sein impliziert ein So-Sein „qua Geburt“. Vergleichbare Arten der Mediennutzung sind jedoch m.E. altersunabhängig.
2) Die Fähigkeiten eines unbefangen aber reflektierten Umgangs mit den „Neuen“ Medien sind beobachtbar (sich) aneigenbar.
Das Wort gefällt mir jedoch. Ich habe es deshalb (für mich) einfach umdefiniert. Ein Digital Native ist (für mich) z.B. Ellen Trude. Digital Native sein ist (für mich) eher eine Art „Syndrom“, also ein Zusammenkommen von Einstellungen und Verhaltensweisen, die in ihrer Zusammenballung und Intensität ein gewisses Durchschnitts-Maß überschreiten.
Diese Verhaltensweise und Einstellungen können z.B. sein:
– Wissen teilen zu wollen
– Text zu produzieren
– ja, auch irgend welche (selbst gewählten) Tools flüssig und ohne groß darüber nachzudenken zu benutzen, weil man sie halt dauernd benutzt (wobei das von Mensch zu Mensch ganz verschiedene sein können)
– den Glauben daran, dass auch die nächste Plattform/die nächste Anwendung selbstverständlich durch mich erforschbar und bedienbar ist, ob sie mir gefällt, ist eine andere Sache
– die Fähigkeit, über das was man im Netz tut, verständlich reden zu können (zumindest mit jenen, die sich auch im Netz bewegen)
– … und viel mehr, aber ich merke gerade, dass
a) ich diese Umdefinition einfach individuell vorgenommen habe, und sie deshalb keinerlei Allgemeingültigkeit beanspruchen kann und
b) ich diese Definition nie (auch gegenüber mir selbst) explizit durchdacht habe.
Von daher … hätte ich den Kommentar mal lieber nicht abschicken sollen 😉
Herzliche Grüße
@mons7
Liebe @mons7,
liebe Frau König (finde ich schöner!),
schön, dass Sie Ihren Kommentar doch abgeschickt haben – vielen Dank. Sie bestätigen meine Erfahrungen. Irgendwie gefällt mir der Begriff „Digital Native“ auch, obwohl ich diesen in der Tat inzwischen als eine Art Reizwort ansehe. Eigentlich müßte ja der erfolgreiche „Digital Immigrant“ ihrer Definition schon sehr gut entsprechen, so dass eine Umdefinition nicht unbedingt notwendig ist. Andererseits, wenn man mit dem erstgenannten Begriff eher den Experten, z.B. wie in der Sprachkompetenz „er/sie ist ein native speaker“ verbindet, dann passen Ihre Ausführungen und das Beispiel @e_trude sehr gut.
Haben Sie vielleicht auch noch eine Einschätzung zu den anderen Fragen, z.B.: Was ist unter dem Konstrukt „neues Social Learning“ eigentlich zu verstehen …?
Die „Digital Natives“ existieren wohl – aber sie sind ebenso wenig eine homogene Gruppe wie die sogenannten „Baby Boomers“. Sie sind zwar alle nach der flächendeckenden Versorgung mit Internet-Anschlüssen geboren, aber noch zu jung, um sich für ein Format wie OpenCourse zu interessieren. Einerseits.
Andererseits beschränkt sich bei vielen aus dieser Generation das Expertenwissen auf die Bereiche, die in den jeweiligen Peergroups trendig sind: Man kennt sich aus mit Facebook, YouTube, Wikipedia und Powerpoint. Das war’s dann aber auch. Nur eine Minderheit der nach 1990 Geborenen treibt sich auf Twitter herum, nur wenige bloggen, nur wenige nutzen ihre Online-Community zur Erweiterung ihres Wissens.
Den ersteren müsste von der Schule (von wem sonst?) schmackhaft gemacht werden, wie faszinierend die Möglichkeiten sind, die über FaYoWiPP hinausgehen. Die letzteren könnten die Schule dabei unterstützen. Dazu bedarf es des Lernbegleiters 🙂 der selbst im Web2.0 fit ist … und der auf dem Laufenden bleibt (s. Web3.0).
Schöner Kommentar – vielen Dank! In Ihrem Sinne kann ich die Existenz der „Digital Natives“ auch akzeptieren (habe selber zwei davon zu Hause und jede Menge in der Hochschule) und sicher fehlen uns noch in Schule und Hochschule die entsprechend fitten Lernbegleiter, die sich selbst auf dem Laufenden halten wollen – auch hier ist für mich wieder die intrinsische Motivation entscheidend. Mit der Kategorisierung 1.0 … 3.0 (unabh. ob Web oder Learning oder s.ä.) kann ich nicht so viel anfangen, weil ich diese Entwicklung als fließenden und dynamischen Prozess ansehe, der nicht zu bestimmten Zeitpunkten entsprechende Quantensprünge (obwohl ja die ZEIT im Januar Wikipedia als das größte Werk der Menschen tituliert hat) gemacht hat.
Ich finde die Bezeichungen „Digital Residents“ und „Digital Visitors“ wesentlich passender http://tallblog.conted.ox.ac.uk/index.php/2008/07/23/not-natives-immigrants-but-visitors-residents/ .
Zu „Digital Natives“ hat Schulmeister meiner Meinung nach alles gesagt: http://www.zhw.uni-hamburg.de/uploads/schulmeister_net-generation_v3.pdf
Liebe Frau Reß, vielen Dank für Ihren Beitrag und insbes. den Tall blog link.